Resümee und Ausblick

Die Ausgangsfrage dieser Arbeit ist, ob Civilization IV ein komplexes Spiel ist und ob es Möglichkeiten bietet, Verständnis für komplexe Systeme zu vermitteln. Unter Berücksichtigung, dass es keine einheitlichen Maßstäbe in Form eines Index für Komplexität gibt, kann Civ IV in Anlehnung an die Ausführungen in der Spielanalyse als komplexes System bezeichnet werden. Weiterhin können in verschiedenen Bereichen Möglichkeiten des Spiels erkannt werden, ein Verständnis für komplexe Systeme zu vermitteln. Dies bestätigen die in der Auswertung und Bewertung vorgestellten Einschätzungen und Kommentare der Spieler. Allerdings konnte in der vorliegenden Arbeit die Qualität dieser Möglichkeiten nicht ausreichend untersucht werden. Die hier befragten Spieler urteilen mit Blick auf Lernpotenziale in den relevanten Lernfeldern zwar positiv über das Spiel, allerdings lassen die abgegebenen Kommentare keine qualitativ fundierten Rückschlüsse zu. Dies kann auf der einen Seite an einer teilweise unzureichenden Reflektion des eigenen Spielverhaltens bzw. der eigenen Fähigkeiten in Verbindung mit einer dem Spiel wohl gesonnenen Einstellung liegen. Auf der anderen Seite wird die angewandte Methode als in manchen Punkten ungeeignet angesehen, da durch sie die Qualität der Transfers nicht ausreichend herausgestellt werden konnte. Die bereits in der Beschreibung der Untersuchung genannte Kritik an der Methode wird somit als berechtigt angesehen. Außerdem können die Ergebnisse noch nicht konkret auf das Spiel bezogen werden, auch wenn die Spieler dem Spiel diese Potenziale zusprechen, da die Vergleichsgruppe der Nichtspieler fehlt und die Elemente der strukturellen Koppelung noch weitergehend untersucht werden müssen.

Das Ziel der Untersuchung war, eine erste Einschätzung der Spieler zu erhalten. Qualitativ hochwertigere Aussagen wären in diesem Zusammenhang wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Ein weiteres Ziel bestand schließlich auch aus der Hypothesenbildung bzw. der Entwicklung weiterer Forschungsfragen. Eine Hypothese ist, dass Civilization IV in bestimmten Bereichen (Planerisches Handeln oder Modellbildung) das Verständnis für komplexe Systeme schulen kann. Im Umkehrschluss lässt sich aber auch die Hypothese aufstellen, dass Civ IV lediglich einen spielerischen Ansatz bietet, das Interesse für Geschichte zu wecken und kein komplexes System abbildet. Mit Blick auf Dörners Modell kann die Hypothese aufgestellt werden, dass Spieler, die sich als Profi bezeichnen, zu Methodismus neigen. Als letzte Hypothese wird herausgearbeitet, dass Spieler komplexe Systeme allgemein definieren, aber diese Definition nicht auf ein konkretes Modell übertragen können.

Um dies zu prüfen, sind eine Revision der hier durchgeführten Untersuchung und der Einsatz einer weiteren Methode notwendig. Denkbar sind qualitative Interviews mit einzelnen Teilnehmern dieser Studie oder bestimmte Aufgabenstellungen für Spieler mit anschließender Reflektion. Zusätzlich sollte es eine oder mehrere Vergleichsgruppen geben, die bisher nicht Civ IV oder ähnliche Spiele gespielt haben. Inwiefern der Nutzen in Relation zum Aufwand steht, soll hierbei unbeantwortet stehen bleiben.


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