Beschreibung der Untersuchung

Hier werden das Ziel der Untersuchung, die verwendete Methode, die Zielgruppe und die Durchführung beschrieben.

Ziel der Forschung

In dieser Arbeit sollen, wie in der Einleitung bereits erwähnt, Möglichkeiten dargestellt werden, inwiefern Civilization IV komplexe Systeme und das Verständnis für diese dem Spieler vermitteln kann. Es stellt sich die Frage, ob Spieler tatsächlich das Spiel als komplex ansehen und ob sie von sich aus sagen, etwas vom Spiel gelernt zu haben. Weiterhin ist das Spielverhalten interessant: Hier soll herausgefunden werden, ob es Parallelen zwischen dem Spielverhalten und den Erkenntnissen Dörners gibt. Es gibt noch keine wissenschaftliche Betrachtung dieses Themas. Daher soll über die Durchführung einer ersten Erhebung zu den genannten Punkten eine Grundlage für weitergehende Forschungen bzw. Fragestellungen gefunden werden. Spieler sollen dabei nicht nur ihre eigene Einschätzung zur Komplexität des Spiels und zum Spielverhalten geben, sondern auch denkbare oder tatsächliche Transfers beschreiben.

Wahl der Methode

Die für diese Arbeit erhaltene Zeitvorgabe von zwölf Wochen lässt bereits zwei Methoden ausscheiden: Das Experiment und die Beobachtung. Da Transferprozesse von außen nur bedingt beobachtbar sind, liegt der Fokus auf einer Befragung der Spieler[1]. Zu berücksichtigen ist die Vereinbarkeit der Modelle und der Methode. Die Erkenntnisse und Ergebnisse Dörners dienen zur Kategorienbildung bei der Befragung und zur Beurteilung der getroffenen Aussagen. Fritz’ Modell diente bereits bei verschiedenen Untersuchungen (u.a. von H. Esser, T. Witting, M. Ladas und H. Gieselmann[2]) als Grundlage. Dieses Modell soll hier dazu dienen, sowohl Fragen als auch mögliche Antworten zu kategorisieren und zu beurteilen. Als Form der Befragung wird die Onlinebefragung gewählt. Beachtet wird dabei, dass durch die gewählte Methode das Modell von Fritz nicht in allen Elementen (Qualität der Transfers; individuelle, situationsbedingte Aspekte eines Transfers, etc.) angemessen berücksichtigt werden kann[3] und dass die Aussagefähigkeit quantitativer Methoden bei mehrdimensionalen Wirkindikatoren eingeschränkt ist[4]. Diese Befragung soll allerdings eine erste Erhebung sein, die zu weiteren Hypothesen führen kann. Durch die Methode der Onlinebefragung kann zudem eine Vielzahl an Spielern angesprochen werden, da mittlerweile ein Großteil der Bevölkerung und fast jeder Spieler einen Internetzugang besitzt[5]. Ein weiterer Vorteil der Onlinebefragung ist das Ausbleiben des Interviewereffekts, d.h. eine Beeinflussung durch den Fragenden. Zusätzlich kann durch die gesteigerte Anonymität (es sind kaum Daten des Befragten bekannt und er steht nicht im direkten Kontakt mit einem Interviewer) der Druck, möglichst erwünschte Antworten geben zu müssen, vermindert werden. Das Stellen von offenen Fragen und Fragen mit Kommentarfeld bietet die Möglichkeit, nicht nur rein statistische Werte zu erfassen sondern auch qualitative Daten zu erhalten[6].

Zielgruppe

Die Zielgruppe lässt sich aufgrund der Zielsetzung der Untersuchung mit Civilization IV-Spieler beschreiben. Die Zielgruppe bildet auch die Grundgesamtheit. Ebenfalls ist die Art und Weise des Spielens (offline oder online, tägliches Spiel oder selten) oder das Level (Anfänger oder Profi, bereits ältere Teile der Serie gespielt, etc.) unerheblich, d.h. es werden keine Quoten gesetzt. Es wird angenommen, dass Spieler, die in einem der Fan-Foren aktiv sind, sich auch für das Spiel interessieren und ggf. einer Umfrage zum Spiel daher mit gesteigertem Interesse und größerer Motivation begegnen. Eine Einschränkung gilt allerdings: Aufgrund der gewählten Kontaktform werden Spieler, die nicht über Foren, Social Communities oder E-Mail erreicht werden können voraussichtlich nicht angesprochen. Allerdings wird angenommen, dass Computerspieler eine gewisse technische Affinität besitzen und daher auch ein gesteigertes Interesse an der Nutzung des Internets haben. Weiterhin ist das Ziel eine erste Erhebung und keine repräsentative Umfrage. Dies ist auch aufgrund der unbekannten Zusammensetzung der Zielgruppe nicht möglich, da die Grundgesamtheit in diesem Fall zwar endlich, jedoch nicht bekannt ist, wie sich diese demografisch zusammensetzt (es existieren keine Statistiken über die Gruppe der Spieler bzw. Käufer des Spiels).

Der Fragebogen

Für die Erstellung des Fragebogens wird das kostenlose Umfrageprogramm LimeSurvey verwendet[7]. Dieses Programm wird auf einem Webserver installiert und kann anschließend von jedem PC mit Internetverbindung bedient und administriert werden. Es ist eine sogenannte Browseranwendung und betriebssystemunabhängig[8]. Außerdem wird die derzeit aktuelle Minimalauflösung der meisten Monitore (1024×768 Bildpunkte[9]) berücksichtigt. Hiermit wird sichergestellt, dass technische Zugangsbarrieren weitestgehend verhindert werden. Außerdem wird durch die Einrichtung einer eigenen Domain (auch: URL oder Internetadresse) und eines eigenen Webservers die Möglichkeit geschaffen, die Datensicherheit und Anonymität sicherzustellen und einen möglichst einfachen und kurzen Link zu erhalten. Das Umfrageprogramm LimeSurvey bietet hier neben der Vielzahl an verschiedenen Frage- und Antworttypen, der Möglichkeit, Abhängigkeiten zu definieren, auch eine anonyme Umfrage an[10]. Außerdem bietet es eine sehr komfortable Möglichkeit der Auswertung (inkl. grafischer Darstellung, Filterung und formatierter Ausgabe) und des Exports der (gefilterten) Daten in andere Programme bzw. Formate (SPSS, Excel, VV, PDF).

Nach erfolgtem Pretest wird der Link zur Onlinebefragung in verschiedenen Fan-Foren (1bcciv.com, apfeltalk.de, apolyton.net, civfanatics.com und civforum.de) und in bekannten Social Communities (facebook und StudiVZ) veröffentlicht. Der Fragebogen wird zweisprachig erstellt (auf Englisch unter http://civ4.civsurvey.com und auf Deutsch unter http://civ4.fragenzumspiel.de[11]). Im Fragebogen wird der Befragte in der zweiten Person Singular angesprochen, da diese Form in den Spielergemeinschaften üblich ist (siehe Forenbeiträge in diversen Foren).

Pretest

Der Fragebogen sollte vorab auf Verständlichkeit und Aufbau und das eingesetzte Programm auf Funktionalität geprüft werden[12]. Hierzu wird vom 20. Juni 2010 bis zum 23. Juni 2010 ein Pretest durchgeführt. Sieben Probanden beantworten dabei den Fragebogen und durch eigene Tests wird die Funktionalität des Umfrageprogramms sichergestellt. Aufgrund der Rückmeldungen wird die Reihenfolge der Fragen verändert: Der Teil „Fragen zur Komplexität“ wird weiter nach vorne gelegt, damit die Befragten nicht erst zum Schluss des Fragebogens aufgefordert werden, lange Antworten zu geben. Die Antwortvorgaben zu Frage 12 werden umformuliert. Die Fragen 14, 31, 34 und 45 werden aus Verständnisgründen ebenfalls umformuliert (bspw. werden Begriffe wie Schemata oder Transfer entnommen, ebenso missverständliche Formulierungen[13]). Die Anzahl der Antworten zu Frage 3 wird minimiert, da eine explizite Unterscheidung der verschiedenen Schulabschlüsse nicht notwendig ist. Am zweiten Teil des Fragebogens („Fragen zu Civ IV“) wird die Länge bemängelt, weshalb hier auf ausführlichere Fragen bzgl. weiterer Spielelemente (Hast du eine Lieblingsnation? Bevorzugte Einheiten? Etc.) verzichtet wird. Weiterhin wird versucht, die Gesamtdauer der Befragung auf ca. 15 Minuten zu beschränken. Diese Vorgabe kann im Pretest mit einer Durchschnittsdauer von 11 Minuten erfüllt werden. Im Pretest wird zudem darauf geachtet, ob die Vorgaben von Bortz/Döring u.a. bzgl. der Fragebogengestaltung eingehalten werden[14].

Aufbau und Erläuterung des endgültigen Fragebogens

Der Fragebogen ist in sieben Teile eingeteilt und besteht aus insgesamt 48 Fragen, die allerdings nicht alle pro Befragung erscheinen (je nach Antwort erscheinen unterschiedliche Fragen; siehe Anhang A). Die Gliederung des Fragebogens in diese sieben Teile ist dabei angelehnt an die Vorgaben Dörners und Fritz’. Dabei werden offene, halboffene und geschlossene Fragen gestellt. Es werden teilweise Pflichtfragen eingesetzt, damit bei als relevant erscheinenden Fragen auch eine Antwort gegeben wird. Bei den geschlossenen Fragen existieren sowohl Einfach- sowie Mehrfachantwortmöglichkeiten. Sinn dieser Fragen ist, eine Vergleichbarkeit der Antworten herstellen zu können. Außerdem sind bei manchen Fragen die Antwortmöglichkeiten aufgrund der Fragestellung bereits fest vorgegeben (z.B. bei Ja/Nein-Fragen wie Frage 6 oder dem zuletzt gespielten Schwierigkeitsgrad, Frage 10). Bei den verwendeten offenen Fragen soll der Befragte seine Ansichten beschreiben (z.B. Frage 20). Dies wäre durch eine geschlossene Frage nicht möglich, da eine geschlossene oder halboffene Frage in diesem Fall die Meinung des Befragten zu sehr beeinflusst[15]. Zudem liefert eine geschlossene Frage aufgrund der konkret gestellten Frage voraussichtlich keine aussagekräftige Antwort. Die halboffenen Fragen (z.B. Frage 37) dienen dazu, nicht berücksichtigte – ob beabsichtigt, weil die Antwortmöglichkeiten zu zahlreich gewesen wären oder unbewusst, weil dieser Aspekt nicht betrachtet worden ist – aber auf Seiten des Befragten als relevant eingestufte Antworten zu erhalten[16]. Bei den Antwortmöglichkeiten werden bei geschlossenen Fragen Skalen verwendet. Hier kommen Nominal- (z.B. Frage 1), Ordinal- (z.B. Frage 22), Intervall- (z.B. Frage 29) und Ratio-Skalen (z.B. Frage 32) vor. Dabei werden hauptsächlich verbalisierte Skalen eingesetzt, damit der Befragte die Antwort möglichst genau versteht und somit die Antwortmöglichkeiten nicht zu großen Raum für Interpretationen lassen[17]. Es gibt sowohl gerade wie ungerade Skalen. Bei den geraden Skalen soll eine Tendenz benannt werden, während bei den ungeraden Skalen aufgrund der Fragestellung eine Tendenz nicht unbedingt erforderlich ist. Im Fragebogen wird auch ein Vorteil der Onlinevariante genutzt: Je nach gewählter Antwortvorgabe erscheinen unterschiedliche Fragen, d.h. es sind Abhängigkeiten definiert, um bestimmte Antworten durch zusätzliche Fragen vertiefen oder überflüssig gewordene Fragen ausblenden zu können (z.B. Frage 8 oder 19).

Bevor der Befragte zu den ersten Fragen gelangt, erhält er auf der ersten Seite eine Erläuterung, von wem und wofür der Fragebogen erstellt worden ist. Außerdem wird er auf die ungefähre Dauer der Beantwortung und auf den Datenschutz hingewiesen. Der erste Teil „Fragen zur Person“ dient statistischen Zwecken. Alter, letzter Abschluss, derzeitige Beschäftigung, bevorzugte Genres und weitere allgemeine Personendaten werden hier erfasst, um die Zusammensetzung der Grundmenge in Erfahrung zu bringen. Im zweiten Teil „Fragen zu Civ IV“ werden allgemeine Fragen zum Spiel gestellt. Es wird nach Kenntnis der bisherigen Titel der Serie, den Rahmenbedingungen des eigenen Spielens (Schwierigkeitsgrad, Häufigkeit und Dauer) und der Selbsteinschätzung bzgl. des eigenen Könnens gefragt. Hierdurch soll die Erfahrung mit der Serie und speziell mit Civ IV erfragt werden. Der dritte Teil „Fragen zur Spielkomplexität“ befasst sich mit der Spielereinschätzung des Spiels bzgl. Komplexität. Der Spieler soll entscheiden, ob er das Spiel für komplex hält und beschreiben, was diese Komplexität ausmacht. Zudem soll er beschreiben, was in seinen Augen allgemein Kriterien komplexer Systeme sind. Mit diesem Teil soll herausgefunden werden, inwiefern sich Spieler bereits Gedanken über Komplexität gemacht haben und wie diese aussehen. Im vierten Teil „Fragen zur Spielstrategie“ wird nach dem Spielverhalten bzgl. der eigenen Zielsetzung gefragt. Hier soll herausgefunden werden, ob Spieler bereits früh Ziele verfolgen und ob sich Ziele im Laufe des Spiels. Der fünfte Teil „Fragen zur Planung“ befasst sich mit dem Informations- und Planungsverhalten des Spielers während des Spiels. Mit diesem Teil soll herausgefunden werden, inwieweit Spieler sich über den Status informieren und ob sie bereits gewisse Methoden entwickelt haben. Im sechsten Teil „Abseits des Spiels“ wird, angelehnt an unterschiedliche Ideen bzw. geplante oder bereits durchgeführte Projekte[18], nach der Spielereinschätzung zu Lernmöglichkeiten des Spiels gefragt, und ob sie von sich aus sagen, dass sie etwas von Civ IV gelernt haben. Zudem wird nachgefragt, ob und wie sich Spieler auch außerhalb des Spiels mit dem Spiel beschäftigen. In diesem Teil sollen Transfers beschrieben werden. Der siebte Teil bildet den Abschluss des Fragebogens und bietet dem Spieler die Möglichkeit, einen eigenen Kommentar abgeben zu können.

Ablauf

Der Fragebogen wird am 24.6.2010 aktiv geschaltet. Per Beitrag wird der Link zum Fragebogen mit vorheriger Einholung der Erlaubnis durch die entsprechenden Moderatoren am 24.6. und 25.6.2010 in den in Kapitel 5.4 erwähnten Foren und Social Communities mit einer kurzen Erläuterung für die Teilnehmer veröffentlicht. Bis zum 10.7.2010 kann der Fragebogen beantwortet werden.

[1] vgl. Witting 2007, S. 63
[2] vgl. Esser/Witting 1997, S. 247-261; vgl. Witting 2007, S. 56ff
[3] vgl. Witting 2007, S. 57
[4] vgl. Bortz/Döring 2006, S. 110
[5] vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2009
[6] vgl. Kuckartz/Ebert/Rädiker/Stefer 2009, S. 32f
[7] http://www.limesurvey.org/; vgl. Kuckartz/Ebert/Rädiker/Stefer 2009, S. 30
[8] Die Kompatibilität mit allen gängigen Betriebssystemen (Linux, Mac OS und Windows) und Browsern (Firefox, Internet Explorer, Opera und Safari) wurde durch eigene Tests bestätigt.
[9] http://www.webhits.de/deutsch/index.shtml?webstats.html
[10] http://docs.limesurvey.org/tiki-index.php?page=Fragetypen
[11] Da diese Links mit Erreichen des Stichtages der Umfrage nicht mehr aktiv sind, kann die Umfrage nun unter http://fragenzumspiel.de/civ4/deutsch.html oder http://civsurvey.com/civ4/english.html aufgerufen und eingesehen werden.
[12] vgl. Bortz/Döring 2006, S. 356
[13] vgl. Anhang A, S. 5ff
[14] vgl. Bortz/Döring 2006, S. 244f und S. 254-258; vgl. Kuckartz/Ebert/Rädiker/Stefer 2009, S. 33-37
[15] vgl. Porst 2009, S. 65ff
[16] vgl. idem, S. 51-58
[17] vgl. idem, S. 77ff
[18] vgl. http://firaxis.com/educators/; vgl. Gee 2007, S. 12


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